Wohler Anzeiger, 22. Oktober 2013
von Klara Bosshart-Schwaller, Wohlen
Konzert vom 20. Oktober, 11.00 Uhr, Sternensaal Wohlen
Die Schneekönigin
Musikmärchen
Jolanda Steiner, Sprecherin
bos. Wenn Kinderaugen voller Erwartungen sind, muss etwas Besonderes geschehen. Das passierte letzten Sonntag im Sternensaal. Schnell war der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt.
In Zusammenarbeit mit dem Sternensaal hat der Konzertfonds Wohlen Gross und Klein zu einem musikalischen Märchen eingeladen. Das Märchen „Die Schneekönigin“ von Hans Christian Andersen wird einerseits von Jolanda Steiner wunderbar erzählt, andererseits von einem Bläserquintett zusätzlich untermalt. Es spielen Andrea Kollé, Querflöte; Heinrich Mätzener, Klarinette; Andrea Siri, Horn; Rui Lopes, Fagott und Franziska van Ooyen Oboe und Englischhorn. Andrea Kollé hat zusammen mit Jolanda Steiner die Musik ausgewählt. Und sie passt. Es sind jeweils kurze Stücke verschiedener Komponisten. Zu diesem Märchen gehört eine Vorgeschichte. Ein Zauberspiegel mit bösen Kräften fällt auf die Erde herunter und zerbricht dabei in tausend Stücke. Wer von einem dieser Glassplitter getroffen wird, ist plötzlich verzaubert. Sehr lebhaft und anschaulich macht das die Geschichtenerzählerin vor und beim Zusehen kann den Kleinen für einen Moment wirklich angst und bange werden. Doch schon entführen die Bläser zusammen mit dem winterlichen Bühnenbild in den Norden. Die Musik ist tänzerisch, fröhlich und fein gespickt mit Überraschungseffekten. Die Kinder Gerda und Kai mögen sich und spielen jeden Tag zusammen. Im Winter gehen sie schlitteln. Da trifft Kai ein Glassplitter vom Zauberspiegel. Aus dem lustigen Spielkameraden wird ein ungehobelter Bub. Gerda erkennt Kai nicht mehr. Subtil unterstreicht die Musik die Stimmung des Mädchens. Enttäuschung, Unverständnis und auch Traurigkeit drückt die Melodie aus. Da taucht ein besonderer Schlitten, gezogen von einem Eisbären, auf. Die Musik dazu hat Tempo und einen rassigen Rhythmus. Im Schlitten sitzt die Schneekönigin, kalt, starr und grau im Gesicht. Kai fährt mit ihr im Schlitten mit und kommt schliesslich in ihr Reich. Die Schneekönigin gibt Kai einen Kuss und nun vergisst der Junge alles. Zu Hause wird Kai vermisst. Die Wochen gehen dahin, der Schnee schmilzt, der Frühling naht. Herrlich wie hier eine Melodie aus der Peer Gynt Suite von Edward Grieg Frühlingsstimmung hervorzaubert. Die Erwartungen sind hörbar. Die offenen, grossen Melodiebogen tragen dazu bei. Etwas wird geschehen. Gerda macht sich auf die Suche nach Kai. Sie fragt bei den Vögeln, den Würmern und fährt schliesslich mit einem Boot auf einem breiten Fluss in ein neues, schönes Land, wo tausend Blumen blühen. Stimmungsvoll, ja voll Zauber ist die Musik dazu. Die meisten Musikstücke sind bekannt. Sie geben Farbe und Leichtigkeit. Und sie sind von den fünf Bläsern so ausdrucksvoll gespielt, dass sie sich schnell in die Herzen von Gross und Klein einschmeicheln. Viele Abenteuer warten auf Gerda. In einer unwirtlichen, verhexten Welt lernt sie auch das Fürchten. Da haben die Melodien etwas Kribbelndes, Gespenstisches. Eine Taube hilft dem Mädchen weiter. Sie sagt ihm, dass Kai verzaubert ist und bei der Schneekönigin im hohen Norden lebt. Ein Rentier nimmt Gerda mit. Die Musik gibt einen gemächlichen Takt an, zu welchem das Rentier gegen Norden schreitet. Fast erhaben, eben passend zum Rentier, ist die Melodie. Von einer alten Frau erfährt Gerda, dass Kai ein gefrorenes Herz hat. Gerda drängt zur Eile. Und das übernimmt sofort die Musik. Rassig wird sie, auch unheimlich, denn die Grenze zum Reich der Schneekönigin kommt näher. Reibungen und Misstöne künden diese Grenze an. Es wird kälter und die Kleinen schaudert es schier, denn die Erzählerin und die Instrumente bringen ganz leise Kälte und Starre zum Ausdruck. Da hören die Kinder in der Musik die Eiszapfen klirren. Nun führt ein Engel Gerda zum Palast aus Eis und Schnee. Kai spielt darin wie ein Roboter, gefühllos. Gerdas heisse Tränen berühren Kais gefrorenes Herz. Schlagartig sagt die Musik, dass der böse Zauber nun vorüber ist. Fröhlich, ja hüpfend ist die Melodie. Sie hat auch etwas Mitreissendes, denn ungeduldig scharrend wartet das Rentier an der Grenze und führt dann die beiden Kinder nach Hause. Im Dorf gibt es ein grosses Fest. Musik aus „Schwanensee“ von Peter Tschaikowski bringt luftig und leicht die Freude zum Ausdruck und die Kinder werden ermuntert, dazu im Rhythmus mit zu klatschen.
Zu einem Märchen, und vor allem zu einem Schloss, gehört eine Schatztruhe. Die ganze Zeit stand sie vorne auf der Bühne. Doch nun wird sie endlich geöffnet. Für jedes Kind hat es einen glitzernden Glücksbringer darin. Nur einen, denn zwei davon würden Unglück bringen.
So sollen diese Glücksbringer die Kinder schon bald in die kalte Jahreszeit begleiten.