• „Auf dass wir klug werden“

    Posted on November 24, 2014 by in Allgemein, Presse

    Konzert vom 16. November, 17.00 Uhr, Ref. Kirche Wohlen

    „Auf dass wir klug werden“
    Fricktaler Kammerchor und ein Instrumentalensemble
    Solisten: Nuria Rial, Sopran; Roswitha Müller, Alt; Tino Brütsch, Tenor; Stefan Vock, Bass

    Werke von Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn

    Wohler Anzeiger,  18. November 2014
    von Klara Bosshart-Schwaller, Wohlen

    Wer der Einladung des Konzertfonds Wohlen in die Reformierte Kirche folgte, wurde reich beschenkt. Es sangen und musizierten der Fricktaler Kammerchor, vier Solisten und ein Instrumentalensemble. Die Leitung hatte Urs Stäuble.

    Im Konzertprogramm „Auf dass wir klug werden“ sind Werke von Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn. Es ist ein stimmiges Programm. Mendelssohn verehrte Bach, war von ihm fasziniert. Den Anfang macht eine Motette a cappella von F. Mendelssohn. „Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren“. Die ersten Takte gehören den Männerstimmen, ruhig, fast lyrisch. Doch schnell wird es vierstimmig. Die Frauenstimmen übernehmen das Getragene der Männerstimmen und setzen hin und wieder helle Farbtupfer. Das Solistenquartett singt von Aufbruch. Die vier Stimmen harmonieren sehr schön. Diese Stimmung zu Neuem übernimmt der Chor. Forte Stellen dominieren. Es folgt ein überzeugender Lobgesang, der mit einem berührend schönen Piano abgeschlossen wird. Nun kommt die Kantate „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit“ von J. S. Bach. Das Instrumentalensemble macht den Anfang. Und wie es das macht. Einfach grossartig! Schon die Zusammensetzung ist speziell. Da sind tiefe Streicherinstrumente und die hohen Register übernehmen zwei Altblockflöten. Dazu kommt die Orgel. Tief, gut geerdet, beginnen die Streicher. Und herrlich sanft setzen die Blockflöten ein, singen eine ruhige Melodie. Das gibt einen ungewohnten Kontrast zu den verhaltenen, verspielten Streicherklängen. Diese Musik atmet. Fröhlich und mit Schwung beginnt der Chor. Tänzerisch ist der Gesang gestaltet. Bewegung liegt in der Darbietung. Der Tenor Tino Brütsch schlägt andere Töne an. In seinem Part, sehr schön und mit Gefühl vorgetragen, liegen Gedanken von Sterben und Tod. Rhythmisch gestaltet der Bass Stefan Vock seinen Teil.  Er ist gespickt mit schnellen Läufen, die wie Perlen in die Kirche kullern. Eindringlich singt der Chor nochmals vom Sterben. Da tun die hellen Rufe der Sopranistin Nuria Rial richtig gut. Klar, kräftig, durch nichts getrübt ist ihre Stimme. Es folgt eine Zwiesprache von Chor und Sopranistin, von Vergänglichkeit und Hoffnung. Von Trost, ja Zuversicht singt die Altistin Roswitha Müller. Weich und ausdrucksstark ist ihre Stimme. Der folgende Gesang von Basssolo und Chor unterstreicht Gelassenheit. Der Tod wird ein ruhiger Schlaf.  Wie ein schöner klarer Fluss fliesst die Bassstimme. Daneben haben die Intervalle Gewicht.  Die Einleitung zum Gotteslob und zur Schlussfuge beginnen die Instrumentalisten, schlicht, schön. In dieser Fuge zeigt sich das grosse Können des Chores. Wenn der Bass-Solist vom Paradies singt, legt der Chor einen fein gewobenen Teppich in piano dazu. Das geht unter die Haut. Die Intonation ist auf hohem Niveau. Crescendi und Decrescendi wechseln wunderbar fliessend ab, bringen Tanz und Leichtigkeit. Was auch positiv auffällt ist das Gleichgewicht von Frauen- und Männerstimmen. Sparsam, jedoch gut gesetzt, gibt der Dirigent seine Impulse. Was er ausdrücken will, übernimmt der Chor sofort. Da ist eine Einheit.

    Es folgen zwei Motetten von F. Mendelssohn. „Jauchzet dem Herrn alle Welt!“ für Chor a cappella und Solo. Da herrscht Freude. Die hellen Sopranstimmen bezeugen das. Und die sonoren Männerstimmen stehen wohltuend dem Strahlen der Frauen gegenüber. Wie Wellen ist der Wechsel von Forte zu Piano. In der Mottete „Mein Herz erhebet Gott, den Herrn“ fallen rhythmische Akzente auf. Wunderschön singt das Soloquartett. Die Chorstellen sind wie Antworten auf den Sologesang. Die  Stimmregister trennen sich, fliessen wieder ineinander. Blitzlichter im Sopran leuchten auf. Die Töne leben. Stimmgewaltig singt der Chor von der Kraft Gottes. Am Schluss wird aus dem vierstimmigen Chor ein achtstimmiger. Das Publikum staunt und ist mucksmäuschenstill. Die Motette „Lobet den Herrn, alle Heiden“ von J. S. Bach macht den Schluss. Orgel, Cello und Kontrabass kommen dazu. Diese drei Instrumente beginnen. Und da springt der Funke von Streichern und Orgel sofort zum Chor. Die Solisten gliedern sich in den Chor ein. Diese geschickte Rollenverteilung in diesem anspruchsvollen Werk ist geglückt. Das bringt eine überraschend ausdrucksstarke Verbindung. Da wird Gott mit aller Kraft gelobt. Und daneben ist immer wieder Luftigkeit. Leichtfüssig kommt die Musik daher, scheint zu schweben. Das Alleluja gestaltet der Dirigent zu einem strahlenden, fulminanten Schlusspunkt.

    Der Applaus in der voll besetzten Kirche wollte nicht enden. Er war Ausdruck von übersprudelnder Begeisterung und Dank.

     

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