Wohler Anzeiger, 4. MÀrz 2014
von Klara Bosshart-Schwaller, Wohlen
Konzert vom 1. MĂ€rz, 20.00 Uhr, Rondell Kantonsschule Wohlen
Oliver Schnyder Trio
Oliver Schnyder, Klavier
Andreas Janke, Violine
Benjamin Nyffenegger, Violoncello
bos. Der Start des Konzertfonds Wohlen in die neue Saison ist voll geglĂŒckt. Das âOliver Schnyder Trioâ begeisterte am Samstagabend das Publikum im Rondell der Kanti.
âDer Hirt auf dem Felsenâ von Franz Schubert macht den Anfang. Schon die ersten KlavierklĂ€nge wecken Neugier. Und wer die Urfassung mit dem Sopransolo kennt, ist sehr gespannt. Wunderschön singt das Cello, gespielt von Benjamin Nyffenegger, das Hirtenmotiv. Die Violine, gespielt von Andreas Janke, ĂŒbernimmt den Melodiebogen, gefĂŒhlvoll und fein dosiert. Ein ausdrucksvolles Wechselspiel von Cello und Geige bahnt sich an. Kernig ist das Cello, die Geige eher vertrĂ€umt. Dezent dazu ist die Klavierbegleitung, gespielt von Oliver Schnyder. Er lĂ€sst dem Hirtengesang Raum. Nur zwischendurch setzt er mit satten Akkorden Akzente. Und bei allen drei Instrumenten blitzt hin und wieder etwas SphĂ€risches auf, dem Sternenhimmel einer klaren Winternacht gleich. Haargenau, nur mit wenig gegenseitigem Augenkontakt, sind die Steigerungen zu kurzen Forti und das anschliessende ZurĂŒckfallen ins Piano. Das geht unter die Haut. Zuhörerinnen und Zuhörer sind mucksmĂ€uschenstill. Doch plötzlich wird die Melodie tĂ€nzerisch, ja wild. Das Hirtenlied klingt betörend und verfĂŒhrerisch in die Nacht. Und welche Launen der Natur bringen diesen Charme und Zauber in den dreistimmigen Gesang?
Es folgt das Klaviertrio in g-moll von Bedrich Smetana. Es beginnt mit einem Violin-Solo, eher schwermĂŒtig. Doch nach ein paar Takten setzten Cello und Klavier gleichzeitig ein, markieren gewichtige Akkorde. Dann wechselt die Musik zu lieblichen, ja fast volkstĂŒmlichen Motiven. Bestechend schön sind die kurzen Duette, sei das Klavier und Cello oder Klavier und Violine. Dann ertönt ein wilder Ritt, ausdauernd, laut. Ăberraschend sind die kurzen Soli. Diese bringen nebst dem satten Klang Luftigkeit, Helle, ja etwas Durchscheinendes. Dann wieder braust ein Sturm von neuen EinfĂ€llen durch den Raum, steigert sich schier zu einem Orkan. Lieblich und verspielt beginnt das Klavier das Allegro. Versetzt gespielte Motive verschmelzen zu einem fast andĂ€chtigen Gesamtklang. Das Klavier bringt auch etwas Verschmitztes, ja Freches. Daneben haben die tiefen Lagen der Streicher etwas Melancholisches. Doch dabei bleibt es nie. Immer wieder ist Aufbruch zu Luft und Licht. Diese fliessenden GegensĂ€tze bringen Kurzweil und Abwechslung. Die drei Musiker spielen mit voller Konzentration. Ihr Zusammenspiel ist grossartig. Und nebst der Ernsthaftigkeit lassen sie kurze, fröhliche Motive wie bunte Kugeln in den Raum purzeln.
Nach einer Pause ist das Klaviertrio in Es-Dur von Franz Schubert an der Reihe. Alle drei Instrumente beginnen gleichzeitig. Doch schon nach ein paar Takten schĂ€len sich gekonnt die Eigenleben der einzelnen Instrumente heraus. Es ist schon eine Kunst, wenn sich ein Musiker zurĂŒcknimmt, um ein anderes Instrument im richtigen Moment brillieren zu lassen. Das gelingt allen aufs Schönste. Rhythmische Impulse kommen vor allem von der Violine. Dass da Leichtigkeit, Spass und zwischendurch markige Forti dominieren liegt sowohl an der Komposition wie auch am ausdrucksstarken Spiel der drei KĂŒnstler. Witzig sind die hellen Motive der Geige, dazu die BodenstĂ€ndigkeit des Cellos. Und das Klavier bringt einerseits klare, zarte Motive und andererseits einen grossen Melodiebogen, der alles zusammenhĂ€lt. Da jubiliert die Geige, da singt das Cello, da turnen die Klaviertasten geschickt rauf und runter. Und zwischendurch können alle drei trotzig aufbegehren und sich schnell und artig wieder in einen ruhigen Musikfluss einbringen.  HĂŒbsche, auftaktige Motive schlĂ€ngeln sich wie bunte Girlanden durch den Raum. Die ĂbergĂ€nge von einem Motiv zum andern sind ĂŒberzeugend, fliessen wie ein Fluss, mal ĂŒbermĂŒtig, mal sanft. Kurz und einfach sind die Motive, doch mit so viel Ausstrahlung gespielt, dass sie zu Herzen gehen. Zum Ostinato der Streicher trĂ€umt das Klavier. Da grummeln die Tasten heimlich von Sehnsucht und Aufbruch. Auch Ăbermut und Schalk brechen durch. Zwischendurch erinnert diese Musik an das Forellen Quintett. Vor allem das Cello grundet mit Genuss in der Tiefe, geschmeidig wie ein Fisch. Plötzlich fĂŒhrt ein rhythmischer Drive zu einem dramatischen Forte. Dann folgt ein wohltuendes ZurĂŒcksinken ins Piano. Einfach herrlich! Doch der Schluss gleicht einem fulminanten Feuerwerk.
Das Publikum war begeistert. Als Zugabe folgte ein StĂ€ndchen von Franz Schubert. Es glich einem Abendlied. Und alle waren beeindruckt und beglĂŒckt von dieser musikalischen Sternstunde.