Wohler Anzeiger, 14. MĂ€rz 2017, Text von Klara Bosshart-Schwaller, Wohlen
Sonntag, 12. MĂ€rz, Sternensaal Wohlen, 10.30 Uhr
MusikmÀrchen: Caruso klettert
Welche Ăberraschung! Da klettert doch tatsĂ€chlich ein PlĂŒschkater zur Freude von Gross und Klein einen Baum rauf und runter. Caruso sein Name. Der Konzertfonds Wohlen hat ihn in Zusammenarbeit mit dem Sternensaal eingeladen.
Doch dieser Kater kann mehr als Herumturnen. Das MusikmĂ€rchen âCaruso klettertâ steckt voller Ideen. DafĂŒr sorgen Stefan Buri, Fagott und ErzĂ€hler, Tobias RĂŒtti, Klavier und Annatina Kull, Klarinette. Zu Beginn zeigt sich der Kater mit einer höflichen Verneigung vor seinem Publikum. Dann wetzt er seine Krallen und probiert sie gleich aus. Das Fagott gleicht doch einem Kratzbaum. Gottlob ist keine Maus im Fagottrohr versteckt. Das Caruso-Lied wird angestimmt. Beim Refrain âMiauâ dĂŒrfen alle mitsingen. Das Krallenthema geht munter weiter, da kann die Musik noch so bezirzen. Aber es wird bald vom Vorstellen der Klarinette unterbrochen. Was kann dieses Instrument denn alles? Caruso sitzt bequem auf den Klaviertasten und hört zu. Neugierig ist er auch und sieht sich das schwarze Instrument genau an. Wie von Zauberhand wird es immer kĂŒrzer. Faszinierend wie es auseinandergeschraubt und wieder zusammengesetzt wird. Das StĂŒck âZauber-Klarinetteâ passt dazu. Allerdings macht die ruhige Musik von Klavier und Klarinette den Kater traurig. Da mĂŒssen die beiden mit einer schnellen und fröhlichen Melodie, unterstĂŒtzt vom Fagott, trösten. Vom Staunen und Zuhören ist der Kater mĂŒde und geht in den Koffer des Fagotts schlafen. Alle drei Instrumente spielen eine sanfte Melodie. Caruso ist wie verzaubert, denn wie ein friedlicher Fluss geht die Zaubermelodie weiter. Nur im Klavier sind ein paar ĂŒbermĂŒtige Wasserspritzer. Der Kater muss aufgeweckt werden. Eigentlich ist das kein KunststĂŒck, denn Katzen hören mit ihren feinen Ohren alles, fast alles. Und das Lied âAlle Vögel sind schon daâ lĂ€sst keine Katze weiter schlafen. Das Klavier spielt die Melodie und die Klarinette singt dazu wie ein Vogel. Das ist doch Vogelgesang aus einem schwarzen Stecken. Caruso wacht auf. Wo ein Vogel ist, ist auch ein Baum, denkt er. Mitten auf der BĂŒhne steht er. Mit schnellen Tonfolgen klettert die Klarinette von unten nach oben. Caruso will mit seinen scharf gewetzten Krallen dem Instrument nacheifern. Bis zur Baummitte ist es bald geschafft. Fröhliche und tĂ€nzerische Musik begleiten den Kater auf seiner Kletterpartie. Grossartig ist die Beweglichkeit der Klarinette. Und der Körper der Musikerin macht diese Beweglichkeit grazil mit. Da ist eine Einheit. Davon leben Ausdruck und Ausstrahlung. Höher und höher klettert Caruso, doch Vögel fangen darf er nicht. In luftiger Höhe hört er das Rauschen der BlĂ€tter. Die Ohren werden gespitzt, lauschen aufmerksam der Windmusik. Er hört die BlĂ€tter zittern. Das fast gehauchte Piano passt. Da wird noch das KlappengerĂ€usch der Klarinette fĂŒr Katerohren hörbar. Höher und höher klettert Caruso und bald sieht er alle Kinder von oben. Ein Konzert fĂŒr Klavier, Fagott und Klarinette ertönt nicht nur zur Freude des Katers, sondern auch fĂŒr alle im Sternensaal. Virtuos sind die beiden Blasinstrumente und das Klavier bereichert mit listigen EinfĂ€llen. Zuoberst in der Baumkrone lĂ€sst sich Caruso nieder. Dem Kater ist es wohl und er beginnt auf den Ăsten und BlĂ€ttern zu tanzen. Dazu gehört ein StĂ€ndchen, lĂŒpfig, erfrischend und im Drei-Viertel-Takt.
Doch, oh Schreck, Caruso möchte wieder auf den Boden und kann nicht zurĂŒckklettern. Muss da die Feuerwehr von Wohlen kommen und helfen? Nein, Caruso ist mutig und probiert. Das RĂŒckwĂ€rtsklettern ist anstrengend. Caruso muss sich ausruhen. Dazu passt ruhige Musik. Mit tiefen Tönen beginnt das Fagott. Es zaubert ein wunderschönes Ostinato in den Sternensaal. Das gleicht dem Schnurren einer Katze. Geheimnisvoll kommen Klavier und Klarinette dazu. Doch die Not des Katers ist gross. Wer hilft ihm? Der Klavierspieler hat eine Idee. Der Klavierdeckel wird eine Notrutschbahn. Die Kinder dĂŒrfen ein Sprungtuch halten. Caruso muss seine Krallen einziehen. Lustig ist diese steile Rutsche. Dem Kater gefĂ€lltâs. Er ist wieder auf dem Boden. Jetzt mĂŒssen Kletterbaum und Rutschbahn gefeiert werden. Dazu ist ein wunderschönes Klarinettenkonzert von W. A. Mozart genau das Richtige. Filigran klettern die Blasinstrumente mit ihren Tönen rauf und runter, kreuz und quer. Das Klavier spielt dezent dazu, gleicht dem punktgenauen Anschleichen einer Katze. Und im Koffer des Fagotts sitzt Caruso und hört genĂŒsslich zu. Zum Schluss ertönt nochmals das witzige Caruso-Lied mit dem âMiauâ-Refrain. âCaruso, liebe Wunderfitz, du bisch schnell wie en Blitz.â
Wenn es ums Klatschen geht sind die Kinder mit Leib und Seele und strahlenden Augen dabei. Vor dem Heimweg dĂŒrfen alle Caruso streicheln und bestaunen. Er hat nicht nur scharfe Krallen, sondern auch messerscharfe Schnauzhaare. Aber er ist ein ganz lieber
Kater. Nur die zitternde Schwanzspitze lÀsst erahnen, dass er es faustdick hinter den Ohren hat.