Wohler Anzeiger, 22. November 2018
von Klara Bosshart-Schwaller
Konzert vom 17. November, 20.00 Uhr, Rondell Kantonsschule Wohlen
Die jungen Talente: Beng Cristina, Violine -BĂŒrger Olivia, Trompete – Friedrich Salvea, Querflöte – Gabi David, Posaune – Gamp Tobias, Klavier – Heuser Benedikt, Klavier – Machi Alessio, Violine – Metzler Rahel, Klavier – MĂŒcke Sophia, Violine – MĂŒller David, Violine – Ochs Beat, Horn – Remund Julian, Klarinette – Schmid Hermes, Klavier – SĂŒess Isabelle, Marimbaphon
Ăberraschungen waren angesagt. Junge, noch unbekannte musikalische Talente zeigten ihr Können. Dazu hatte sie der Konzertfonds ins Rondell der Kanti eingeladen.
Mit dem Programm âCarte blancheâ wagt der Konzertfonds ein neues Konzertformat. Ein grosses Publikum nimmt neugierig an diesem Wagnis teil. Dahinter stecken 14 Musiktalente aus dem Kanton Aargau, die vom ersten Takt an mit Freude und jugendlicher Frische begeistern. Den Anfang macht ein Allegro von J. David Heinichen. Festlich ist dieser Auftakt, ganz im Stil des Barock. Dazu tragen Horn und Trompete bei. Dezent begleitet das Klavier. Doch zwischendurch ĂŒbernimmt es sehr schön das Thema. Und gleich zu Beginn zeigt sich, da wird auf hohem Niveau musiziert. Andere KlĂ€nge ertönen im Duo fĂŒr zwei Violinen von BĂ©la Bartok. Ungarische Volksmusik voll Schwermut und Sehnsucht schimmert zwischen den Tönen durch. Herrliche Dissonanzen dĂŒrfen Ohren und Herzen auskosten und voll geniessen. Und eine versteckte Freude zeigt sich im quirligen Rhythmus. Ăberhaupt ist das Zusammenspiel der beiden Violinen sehr genau und schön. Mit einem KlavierstĂŒck geht es weiter im 20. Jahrhundert. Der Pianist spielt alles auswendig. Rhythmisch vertrackt, doch souverĂ€n und mit GefĂŒhl wird diese Musik wie auf einem Silbertablett prĂ€sentiert. Die tiefen Töne gleichen glĂ€nzenden Fettaugen auf einer krĂ€ftigen HĂŒhnerbouillon. Ein Genuss! Doch schon geben sich Querflöte und Violine ein Stelldichein. Gleich zu Beginn erfreuen wunderschöne Melodien das Publikum und schleichen sich in die Herzen ein. Mit Ausdruck spielen die beiden Musikerinnen. Dieses Werk hat etwas Filigranes, verleitet zum Schwelgen in Motiven. Ganz heimlich gleicht das letzte StĂŒck einer Jagd. Die Querflöte will davonjagen, zu EigenstĂ€ndigkeit aufbrechen. Doch da wird sie von der Violine in flagranti ertappt. Da gibt es kein Versteckspiel. Die Flöte reiht sich wieder in den Musikfluss ein. Leicht beschĂ€mt erröten ihre tiefen Töne. Das Erröten steht ihnen gut. Herrlich frisch wie saftige Ăpfel kommen sie daher und lassen sich genĂŒsslich bei der Violine nieder.
Nun ĂŒberrascht ein Afro Blue fĂŒr Klavier und Trompete. Am Anfang wird das Klavier mit einem SchlĂ€ger direkt auf den Saiten gespielt, was eine spezielle, fast dumpfe Resonanz ergibt. Dazu glĂ€nzt und funkelt die Trompete in allen Registern, zwischendurch leicht aufmĂŒpfig. Sie wĂŒrde gerne davoneilen, was ihr das Klavier mit seinem Offbeat Rhythmus nicht erlaubt. Dann gibt sich die Trompete mit gedĂ€mpftem Klang ganz manierlich. Dazu brilliert das Klavier mit seinen Motiven. Eine zusĂ€tzliche Abwechslung bringt in diesem Blue ein kurzer Gesang. Das ist mitreissende Musik aus Kuba. Doch jetzt geht es in den fernen Osten, nach Japan. Ein Marimbaphon entfĂŒhrt gleich mit den ersten Takten in diese so andere Welt. Virtuos tanzen die SchlĂ€ger auf den Holztasten. Erstaunlich ist die grosse Dynamik in dieser Musik. Da steigert sich kaum hörbare Musik zu einem fulminanten Feuerwerk, sinkt langsam zurĂŒck zu spannungsgeladener Lautlosigkeit, um wieder erneut zu fast ohrenbetĂ€ubendem Klang aufzubrechen. Das ist Kurzweil. Da wird es mucksmĂ€uschenstill im Rondell. Ein ungewohntes Instrument fesselt  und begeistert das Publikum. Klarinette, Violine und Klavier spielen zwei StĂŒcke von Igor Stravinsky. Spannung und Abwechslung liegen in dieser Musik. Jedes Instrument hat kurz einen Solopart. Ein markanter und gleichzeitig dezenter Rhythmus hĂ€lt das ganze wunderbar zusammen. Grossartig sind die Konzentration und Spielfreude der drei Musiker. Und wer aufmerksam ist hört den verschmitzten Schalk zwischen den Tönen.
Mit einer Jazz-Etude fĂŒr Posaune und Klavier geht es ins 21. Jahrhundert. Die tiefen Töne der Posaune kitzeln nicht nur das Ohr. Abwechslungsreich und sehr eigenstĂ€ndig sind dazu die Motive des Klaviers. Unaufdringliche, sanfte Jazzrhythmen geben dem StĂŒck eine grosse Leichtigkeit und viel Luft zwischen den Tönen. Im eher langsamen Tempo kann sich das volle Aroma des musikalischen Genusses entfalten. Einfach herrlich! Mit dem letzten MusikstĂŒck fĂŒr Klavier geht es in den Osten. Da locken die Schönheit und die Geheimnisse Persiens. Schon die Fingerbewegungen der Pianistin sind ein Genuss fĂŒr Aug und Ohr.  Da werden dem Klavier auf wundersame Weise und mit virtuosen, fast fliessenden, wieselflinken Bewegungen  bezaubernde Töne entlockt. Da wĂ€hnt sich das Publikum unter einem östlichen Himmel, das Leuchten der aufgehenden Sonne bestaunend.
Lang und herzlich war der Applaus. Die Lust auf mehr war geweckt. Mit âCarte blancheâ hat der Konzertfonds eine neue Programmausrichtung gewagt. âFrisch gewagt ist halb gewonnenâ. An diesem Abend gab es nur Gewinner. Mit Begeisterung, grossartigem Können und Charme haben junge Talente musiziert. Es war super.