Wohler Anzeiger, Samstag, 27. Mai 2017, von Klara Bosshart
Sprudelnde und erfrischende Freude
Kaffeehauskonzert von „Le donne virtuose“ im Bifang
Auf Einladung des Konzertfonds Wohlen spielten „Le donne virtuose“ in der Cafeteria Bifang. Und wie sie spielten! Sie taten ihrem Namen alle Ehre. Es war Unterhaltung mit Ausdruck, Charme und packenden Rhythmen.
Mit schnellen und geschmeidig gespielten Melodien wird das Publikum leichtfüssig nach Wien entführt. Spöttisch zeigen sich die beiden Geigen, gespielt von Fränzi Frick und Caterina Klemm. Nicole Hitz bringt mir ihren Pizzicati auf der Viola kecke Farbtupfer und Eva- Maria Burkard mit dem Cello lustige Wasserspritzer in den Musikfluss. Herrlich und ganz genau sind die Verlangsamungen gespielt, die den Wiener Schmäh ausmachen. Das zweite Stück beginnt wehmütig. Das Cello setzt sich mit seinen tiefen Tönen herrlich in Szene. Es bestimmt das Wiegen und Schwelgen. Alle vier Musikerinnen überzeugen mit ihrer sprudelnden Freude am Musizieren und sie spielen grossartig zusammen. Einfach erfrischend schön! Das bringt Spass in diese Kaffeehausmusik.
Das Gift der Tarantel
Es folgt Salon-Musik eines tschechischen Komponisten. Schräg tönen die ersten Akkorde. Doch sie gefallen und gehen schnell über zu einem Tänzchen. Da gelingt es der ersten Geige aufmüpfig zu sein wie ein trotzendes Kind. Oder ist es ein Seufzen? Schalk und viele Ideen prägen diese Musik. Die Annen-Polka von Johann Strauss bringt vor allem rhythmische Vielfalt. Typisch wienerisch sind die Beschleunigungen und Verlangsamungen. Und alles ist gepaart mit einer gefälligen Melodie. Im Musikstück von Köhler spielt die erste Geige die Melodie, und die drei anderen Instrumente haben mehr begleitenden Charakter. Listig ist da ein kurzes Pizzicato der zweiten Geige. Bald gleicht die Musik einem lustigen Bach, bald einem ruhig fliessenden Strom oder einem übermütigen Wasserfall. Italienische Kaffeemusik bringt nicht Sachertorte oder Apfelstrudel, sondern eher gut gefüllte Eisbecher. Eigenwillig ist das Cello, gleicht einer sonoren italienischen Bassstimme, erzählt von reifen Früchten und Vanille-Eis. Da setzen die drei anderen Streicher ihr Sahnehäubchen drauf. Wunderschön, wie sich die Viola als Bindeglied zwischen hohen und tiefen Tönen zeigt. Berauschend vielfältig ist diese Musik. Da sind neben Süssigkeiten auch Pfeffer, Salz und Paprika, die ganz kleinen, scharfen, roten Schoten. Davon plaudern die beiden Geigen. Mit einer Tarantella, einem italienischen Volkslied, wird das Tempo rasant. Da muss beim Tanzen das Gift der Tarantel heraus geschwitzt werden. Und das tun die Musiker. Enorm schnell treibt das Cello das Tempo voran. Da werden alle Schuhe durchgetanzt. Das Gift ist weg. Es folgt „Leichtes Blut“ von Johann Strauss. Der Titel täuscht, denn feurig und wild ist die Musik. Nur der zweiten Geige gelingt es, das Temperament der ersten Geige zu bremsen und etwas Ruhe einzubringen. Doch letztendlich sind alle vom musikalischen Eifer angesteckt.
Viola bringt Geheimnisvolles
Während der Pause werden nochmals Schokoladentorte und Erdbeertörtchen aufgetischt und erneut kitzelt Kaffeeduft die Nasen. Dann geht es mit mitreissender Musik nach Südfrankreich. Da wird mit Feuer getanzt was Stiefel und Ballerina-Schuhe hergeben. Die Geigen verzaubern mit ihren Melodien. Beherzt stampft das Cello dazu. Nur die Viola bringt etwas anderes, etwas Geheimnisvolles in den Musikfluss. Und es folgt ein überraschend schalkhafter Schluss. Da wird heimlich gelacht. Nun muss die „Petersburger Schlittenfahrt“ Abkühlung bringen, doch nur scheinbar. Übermütig tänzeln die Hufe der Pferde und im Takt flattern lustig ihre Mähnen im Wind. Im Schlitten sind die Näschen der Damen nicht nur rot von der Kälte. Mit melancholischer Musik geht es weiter. Da gibt eindeutig das tiefe Cello den Ton an. Doch dazu überraschen die hohen Streicher mit geschickt eingebauten Pausen, was Witz und Charme bringt.
Träumen ist angesagt
Zwei „Ungarische Tänze“ von Johannes Brahms werden mit so viel Talent und Spass vorgetragen, dass bald alle von Ungarns Weiten schwärmen. Die durchschimmernde Leichtigkeit lässt staunen. Schnell tanzen Geigenbögen, Cellosaiten und Finger und im Publikum auch heimlich die Füsse. Köstlich wie ungarischer Wein sind die unerwarteten Pausen. Auch südamerikanisches Temperament gehört zur Kaffeehausmusik. Lebhaft und zugleich verträumt sind die Melodien, fröhlich und zugleich klagend die Harmonien. Diese Musik ist spannend und begeistert. Die Schnellpolka von Johann Strauss Vater ist zwar bekannt, doch mit vielen Überraschungen gespickt. Vor allem bei den Geigen mit ihrem lausbübischen Spiel. Nun bringt eine irische Polka Abwechslung. Viola und Cello zeigen kurz, wo’s lang geht. Und beim kurzen Cello-Solo dürfen die anderen drei Instrumente zuhören, bevor alle zusammen den irischen Sound bringen. Doch schon lockt die Prärie Amerikas. Zu dieser tollen Musik gehört ein Line dance. Zum Spiel der Viola wirbeln die Cowboystiefel Staub auf und im Rhythmus der Geigen wippen die Cowboyhüte.
Als Zugabe folgt eine musikalische Entführung in die russische Volksmusik. Da ist nicht Tanzen, sondern Träumen angesagt. Ein langer und herzlicher Applaus ist Ausdruck von Begeisterung und Dank. Und das Strahlen und die Freude der vier virtuosen Musikerinnen sind ansteckend.