bos. Es war ein musikalischer Hochgenuss. Erfreulich viele junge Leute waren da. Die Wohler Kantischüler und ihre Gäste aus Litauen liessen sich diesen musikalischen Leckerbissen nicht entgehen und blieben.
Das Klavierduo Arte Animi spielt Klaviermusik für vier Hände. Und wie es spielt!
Ein Hörgenuss auf höchstem Niveau. Es sind der Wohler Samuel Fried und seine Ehefrau Yuka Munehisa aus Japan, die das Publikum schon nach wenigen Takten in ihren Bann ziehen. Bild: A. Bürger
Die Musik atmet organisch
Den Anfang macht das Rondo in A- Dur von Franz Schubert. Lieblicher könnte es nicht beginnen. Ein wunderschöner Melodienbogen schmeichelt sich ein. Ein weicher Fluss mit vertrauten Klängen ist zu hören. Wunderschön, wie organisch die Musik atmet. Spannung und Entspannung wechseln sich wie selbstver- ständlich ab. Zu tragenden Basstönen gesellen sich Verzierungen in scharfer Höhe. Nuancenreich wird gestaltet. Feinfühlige Passagen werden mit raschen Läufen unterbrochen. Wie tausend schillernde Perlen purzeln die Klaviertöne in den Raum. Das ist Kurzweil. Das macht Spass!
Schuberts Fantasie in f-Moll zieht andere Register. Schwermütig kommt sie daher. Und doch ist diese Musik auch lichtdurchflutet. Sie ist mit der Erde verhaftet und hat zugleich etwas Hüpfendes. Neben Ernsthaftigkeit blitzt auch Neckisches auf. Zupackend sind die Forti. Daneben fliesst eine weiche Melodie. Und fast schmerzende Reibungen lösen sich immer wieder auf in Harmonie.
Hörgenuss auf höchstem Niveau: Der Wohler Pianist Samuel Fried und seine Ehefrau Yuka Munehisa aus Japan zogen das Publikum in ihren Bann.
Töne wie Seifenblasen
Nun ist Maurice Ravel an der Reihe. Dieser französische Impressionist ist ein Klangkünstler, ja ein Zauberer mit Tönen und Stimmungen. Eine grosse musikalische Weite tut sich auf. «Ma Mère l’Oye» bringt Überraschungen. Dazu erzählt Samuel Fried eine kleine Anekdote. Es sind fünf reizende Stücke, anfänglich für zwei Kinder komponiert. Doch diese waren gar nicht begeistert davon. Zu schwierig. Und jetzt zeigen diese Stücke so viel Leichtigkeit und Begeisterung. Triolen bringen Abwechslung. Und ist da nicht das Zirpen einer Grille hörbar? Und da ein Glockengeläute? Leere Quinten erinnern an Pärt. Fernöstliche Stimmung schimmert durch diese Musik. Dabei ist der musikalische Bogen immer wieder mit mystischen Elementen durchflutet. Hauchdünne Nuancen bringen etwas Zauberhaftes. Und Glissandi in Off-Beat zünden wie ein Feuerwerk. Wie unzählige, in allen Farben leuchtende Seifenblasen fliegen die Töne in den Raum, machen sich klammheimlich davon und machen neuen Platz. Musikalisches Wechselspiel von Kommen und Gehen.
Es folgt die Rhapsodie espagnole. Das ist Mystik pur. Da wird es mucks- mäuschenstill im Raum. Geheimnisvoll beginnt das Stück mit einem absteigenden Viertonmotiv. Wie ein Ostinato geht es durch die Komposition. Rasche Figuren im Bass spielen mit überraschenden Pianos in hohen Tönen. Das weckt neue Stimmungen. Eine Schaukelbewegung geht durch die Musik.
Supergenau und sehr dynamisch spielt das Duo. Alles greift wunderbar ineinander über. Die Rhapsodie hat auch etwas Explosives, was in den Forti zum Ausdruck kommt. Doch schnell kommt sie wieder zur Ruhe. Auch durchsichtig ist diese Musik, luftig und gespickt mit Einfällen, mal lieblich, mal markig, immer voll Überraschungen. Verträumte Motive wechseln mit schnellen Läufen. Tänzerische Elemente bereichern und die Gegensätze von Forte zu Piano geschehen blitzschnell. Spanische Einfälle blitzen nur kurz auf. Eilende Motive wechseln mit wohltuender Ruhe. Und herrlich überraschend ist der fulminante Schluss.
Beseeltes, feinfühliges Spiel
In dieser Rhapsodie wird der Musik Zeit gegeben und der Gestaltungsraum wird ausgelotet. Wie die beiden Künstler am Klavier das tun, ist einfach grossartig. Ihr Spielen ist beseelt, feinfühlig im Ausdruck. Da atmet ein gemeinsames inneres Mitgehen und Mitbewegen. Da musiziert ein Duo mit Weltklasseformat. Das bleibt unvergessen.
Nach einem herzlichen Applaus folgen zwei Zugaben. Es sind Variationen zum Lied «Im Aargau sind zwöi Liebi». Sie sind lustig und ernsthaft, immer anmutig. Und erfrischend lüpfig ist der «Lenzburger Konfitürenwalzer». Er ist eine hörenswerte Rarität. Das Publikum war begeistert. Eine musikalische Sternstunde ging viel zu schnell vorbei.